Eine Sicht von Aussen
Vernissage Rahel Suter 12.7.2014
„Rahel Suter hat mich um ein paar einführende Worte zu ihrer aktuellen Ausstellung gebeten. Ich äussere mich als Laie. Ich bitte allfällig anwesende Kunstexperten, meine Worte nicht auf die Goldwaage zu legen.
Ich habe Rahel Suter und ihre Art, sich bildhaft auszudrücken in einem Malseminar bei einem renommierten Schweizer Künstler kennen und schätzen gelernt. Sie fiel mir auf durch ihre Vitalität, ihre Heiterkeit, ihr Feuer, ihre Begeisterungsfähigkeit. Dies ist keine Altersschwärmerei meinerseits, wie sie vielleicht vermuten mögen, sondern einfach eine erfreuliche Feststellung. Später habe ich auch noch Rahels beeindruckende Vielseitigkeit schätzen gelernt, die sich im Textilen, Fotografischen etc. ausdrückt.
Ich habe sie als suchenden Menschen erfahren, der (ich zitiere) „Antworten auf brennende Lebensfragen suchte und doch oft nur Erklärungen fand“. Ich entnehme diese treffende Formulierung der sehr schön gestalteten, informativen Website von Frau Suter – die Adresse finden sie auf ihrer Einladungskarte.
Begegnungen in gestalterischen, musikalischen und spirituellen Bereichen haben dann doch zur teilweisen Auflösung dieser Unklarheiten geführt. Wegweisend war u.a. die Begegnung und Ausbildung bei Arno Stern in Wien.
Wir stehen in Ausstellungen immer wieder vor Bildern und fragen uns: Was will der Künstler damit ausdrücken? Wir suchen nach Worten und vergessen gerne, dass die Malerei wie die Musik eben ein Ausdrucksmittel ist, das jenseits der Sprache steht, das persönliche Empfindungen, Träume und Ängste in Farben und Formen verkleidet, Empfindungen, die sich nur schwer in Worte fassen lassen. Dies wird uns auch beim Betrachten von Rahels Arbeiten widerfahren.
Paul Klee hat dies treffend ausgedrückt: „Kunst gibt nicht das Sichtbare wieder, sondern macht sichtbar“
Wie malt Rahel Suter? Oft führt sie eine bestimmte innere Befindlichkeit impulsiv, gestisch in die weiss grundierte Leinwand. Strukturen und Flächeneinteilungen tauchen auf, bleiben einige Zeit erhalten und werden zum Teil oder vollständig neuen Farbaufträgen geopfert. Eine weitere Schicht löst die früheren spontanen Einfälle ab, übernimmt Teile davon, die vielleicht in einer letzten Schicht als Spuren noch durchscheinen. Im Verlaufe dieses Reifungsprozesses eines Bildes mischt sich dann immer häufiger der Kopf ein, der an gestalterische Regeln wie Proportionen, Farb- und Hell-Dunkel-Kontraste, etc. mahnt. Die Arbeit stagniert manchmal, braucht Distanz, Geduld, Ergänzungen, bis irgendwann der Eindruck überhand nimmt, dass das Bild wie ein Kind, in die Selbständigkeit entlassen werden kann. Das Bild ist fertig.
Und an ihnen, liebe Gäste, ist es jetzt, beim Betrachten der Bilder ihre eigenen Fantasien zu entwickeln, tiefer einzudringen, die vielschichtige Malerei förmlich zu schälen, bis sie vielleicht auf eine eigenen Erfahrung stossen, die sich gar nicht unbedingt mit den Vorstellungen der Künstlerin decken muss.
Picasso äusserte einmal: „Als Kind ist jeder ein Künstler. Die Schwierigkeit liegt darin, als Erwachsener einer zu bleiben“ Ich glaube, gerade dies gelingt unserer Künstlerin sehr gut: Etwas aus der kindlichen Fantasie in die erwachsene Gegenwart zu retten.
Nun möchte ich Sie einladen, die Arbeiten von Rahel Suter zu geniessen.“
Peter Strebel, 12. Juli 2014