Aaaaaaaaaah,
noch feucht vom Tau schaue ich in den neuen Tag und die Welt hinaus.
Fahles Sonnenlicht umhüllt mich – ich muss die Augen reiben, tief durchatmen, aaaaah…
Wo bin ich?
Irgendwie kleben meine Träume noch an mir…
Wo war ich letzte Nacht?
Ich fühle mich noch wie in Watte eingepackt,
noch nicht ganz gelandet.
Ah ja, es war kalt, feucht – deshalb habe ich auch die Kapuze noch oben, damit der feine Morgenwind, der schon die Kälte des Herbstes in sich trägt, mich nicht auskühlt.
Irgendwie sehe ich alles mit neuen Augen – an diesem frischen Morgen.
Alles ist viel klarer. Eben bin ich erwacht. Und………………
Nichts ist mehr wie vorher – obwohl ich noch dieselbe Blüte bin - äusserlich.
Aber innerlich ist in dieser Nacht, dem Rückzug, der Dunkelheit, dem Nichts-tun etwas passiert.
Eine Verwandlung.
Es lässt sich nicht erklären – aber in mir vibriert das Neue, erwartungsvoll und voller Tatendrang.
Einzig meine Angst pocht auf ihr: „Das kannst du doch nicht….,was denken die andern…,
werden sie dich noch verstehen…?, loslassen, ohne das Neue zu kennen – bist du dir da ganz sicher?“ Aber auch die wird verstummen und vom Sonnenschein aufgewärmt, umgewandelt und durchlichtet werden.
Aaaaaaaaaah, tiefer Atem – wie schön die Aussicht von hier oben ist. Wie konnte ich dies die letzten Tage nicht sehen? Ich darf einfach hier stehen und schauen. Ich verpasse NICHTS!
Aaaaaaaaaaah – und jetzt spüre ich die Verbindung zu meinen Wurzeln, durch den Stängel nach unten. Ich lasse mich in mich hineinsinken, geniesse jede Zelle, spüre mich!
Aaaaaaah – es gibt nichts zu erreichen und zu tun! Ich bin gut so, genau so, wie ich JETZT bin.
Rahel Suter -Portmann, 5. September 2010